Blog 8) März 2023 Argentinien-Uruguay
Wir verließen San Pedro de Atacama und fuhren über den Paso de Jama wieder nach Argentinien. Zum Akklimatisieren übernachteten wir auf 3500 m und versuchten viel zu trinken. Die höchste Erhebung auf der Strecke waren 4825 m, die Grenzstation liegt bei 4200 m. Auf dem Weg über den Andenpass überschreitet man mehrfach den Wendekreis des Steinbocks. Hier steht am
21. Dezember die Sonne senkrecht.
Die Strecke führt über spektakuläre Altiplano-Ebenen, vorbei an Salzseen und skurrilen geologischen Formationen. Man kommt an Kaktusschluchten vorbei und fährt quer über den Salzsee Salinas Grandes. Dann führen atemberaubende steile Serpentinen hinab nach Purmamarca, einer alten Inkasiedlung. Der Ort wird überragt vom "Cerro del los Siete Colores" Berg der sieben Farben. Auf einer kleinen Campsite fanden wir ein Plätzchen. Von dort machten wir eine Wanderung ums Dorf auf dem Camino de los Colorados, bummelten durch den Ort, fanden ein schönes Café und schauten den Kunsthandwerkshändler zu.
Weiter ging's die Ruta 9 nach Süden. Lange Zeit begleiteten uns die farbigen Berge. Wir kamen von 2500 m runter auf 1200 m in San Salvador de Jujuy. Es wurde üppig grün, es blühten noch die Bäume in gelb und rot. Das Tal weitet sich, Kühe sind auf den Weiden, es wird Tabak angebaut und Zitrusfrüchte. Wir kamen an einen Stausee, es war Sonntag und einiges los am See. Ruderboote, Segelboote und Scooter waren auf dem See. Am Wochenende nutzen die Argentinier ihre guten Freizeitangebote. Am Abend wurde es still und die Nacht gehörte uns allein am See.
Unser nächstes Ziel war die Provinzhauptstadt Salta, sie trägt stolz ihren Beinamen La Linda - die Schöne. Wir ließen uns auf einem Municipal Camping nieder, das ein Schwimmbad hat mit unglaublichen Ausmaßen. Dort trafen wir mal wieder auf Overlander, 2 Schweizer Paare und 2 Schweizer in je einem Fahrzeug und dann waren noch einige Brasilianer mit ihren Wohnmobilen auf dem Platz.
2 Abende verbrachten wir mit den Schweizern zum Ratschen.
Dann machten wir uns auf den Weg nach Cachi. Zuerst durch eine fruchtbare Ebene, dann langsam bergauf, das subtropische dichte Grün wird lichter. Die Felsen werden bunter und die ersten Cardones = riesige Kandelaber-Kakteen erscheinen. Wir kommen bis auf 3400 m. Die Straße führt wieder hinunter nach Cachi, einem hübschen Inkadorf, es liegt auf 2280 m und wird überragt vom Nevado de Cachi mit 6720 m. Es war Weltfrauentag, auch in diesem abgelegenen Dorf wurde der Frauen mit einem Fest gedacht.
Auf dem schönsten Teil der Ruta 40 ging's durch die Quebrade de las Conchas, eine 80 km lange Schlucht, insgesamt ist die Strecke 160 km bis Cafayate. Die Berge weisen wieder alle Farben und Formen auf. Die Piste ist oft sehr ruppig, man denkt es fallen alle Schrauben raus. Dann wird das Tal immer breiter und kann landwirtschaftlich genutzt werden, auch Weinanbau gibt es wieder.
Das nächste Ziel war die Campsite El Sol in Santa Maria. Es gibt 2 große Swimmingpools und wir genossen das heiße Wochenende auf diesem gemütlichen Areal. Untertags waren einheimische Gäste da, abends waren wir wieder alleine.
Auf dem Weg zum Nationalpark Talampaya kamen wir durch Chilecito.
In der Stadt besichtigten wir die Drahtseilbahn, die von 1903 - 1928 in Betrieb war und Gold aus den Bergen von 4500 m in nur 34 km nach unten transportierte. Sie ist eine technische Sehenswürdigkeit.
Den NP Talampaya kann man nur mit einer geführten Tour besuchen. Man sieht faszinierende Sandsteinformationen, tief eingeschnittene Canyons und Überreste präkolumbischer Kulturen. Diese einzigartige Kombination brachte dem Gebiet das Prädikat: Welterbe der Menschheit ein. Nachdem hier die größten Kondorgruppen Amerikas nisten, bekamen wir auch welche zu sehen. Der nächste Park war Ischigualasto - es ist ein Quetschua-Wort und bedeutet "der Ort, wo sich der Mond niederlegt". Die Umschreibung ist treffend für die bizarre Erosionslandschaft, im Park wurden die ältesten Saurierskelette der Welt gefunden. Durch den Park konnten wir mit dem eigenen Auto fahren, aber im Konvoi, begleitet von einem Guide, der bei vielen Stopps Erklärungen abgab. Auf der Campsite lernten wir Sonja aus México, den Deutschen Cristian, der in Argentinien lebt und Lina und Helmut kennen, Helmut ist unüberhörbar Münchner, die Liebe hat ihn aber nach Norddeutschland verschlagen. Es ist immer schön Reisende zu treffen und den Abend gemeinsam zu verbringen.
Das nächste Ziel war Córdoba und Santa Fe, hier war es sehr heiß und schwül. An der Grenzstadt Colon überquerten wir die Grenze nach Uruguay. In Paysandu hieß es wieder Geld abheben und SIM Karte für Uruguay aufladen.
Dann wollten wir die alte Fleischfabrik in Fray Bentos besichtigen. Sie war vor ca. 150 Jahren die größte Fleischverarbeitungsfabrik des Landes. Erfinder der Extraktkonservierung waren 2 Deutsche - G.C.Giebert und Justus von Liebig. Das Corned Beef wurde hier erstmals hergestellt. Es waren 4000 Arbeiter beschäftigt und es wurden täglich 2000 Rinder geschlachtet. Durch einen glücklichen Zufall bekamen wir eine Führung von einem jungen deutschen Studenten, der ein soziales Jahr absolviert. Das Museum ist ganz der industriellen Revolution gewidmet.
Die Region um Carmelo, wo wir uns befanden, wird die Toscana Südamerikas genannt (ich glaube sie waren noch nie in der Toscana) aber was soll's wir besuchten eine Bodega, die vor 5. Generation von italienischen Einwanderern gegründet wurde. Wir waren am späten Nachmittag die einzigen Gäste und wurden hervorragend bewirtet. Zuerst gab's eine Besichtigung der sehr geschmackvollen Räumlichkeiten. Im Garten wurde für uns gedeckt und wir bekamen zum Essen Weine von Weiß - Rosé - bis Rot. Da die junge Besitzer-Familie noch am Abend nach Montevideo musste, sie hatten am nächsten Tag dort viel zu erledigen, ließ man uns allein auf dem Grundstück, wo wir im Hobo übernachten konnten und bei ihnen Dusche/WC benutzen. Wir konnten es gar nicht glauben, aber so fühlten wir uns für eine Nacht als Weingut-Besitzer 😉.
Einen Tag standen wir noch in Atlántida am Atlantik. Es sind hier herrliche Strände, aber das raue Meer lockte uns nicht zum Schwimmen.
Nun geht der erste Teil unserer Südamerika-Reise zu Ende. Wir fahren wieder auf die Campsite, wo wir letztes Jahr Anfang September die Tour starteten. Die Campsite gehört drei deutschen Brüdern mit ihren Familien. Sie vermieten Stellplätze für Wohnmobile und können an den Fahrzeugen alle anfallenden Reparaturen erledigen.
Mit uns verbringen noch 6 weitere Paare ein paar Tage auf dem Platz, bis die jeweiligen Flüge nach Hause gehen.
Blog 7) Februar 2023 Chile
Wir fuhren auf kleinen Nebenstraßen langsam immer nordwärts. Nahe der argentinischen Grenze waren wir in der Region "Araucania". Wir kommen in immer dichter werdenden Araukarienwald. Bis zu 50 m ragen die Baumriesen auf. Wir fahren entlang des Vulkans Lonquimay, 2865 m, der zuletzt 1988 spuckte.
Nun sind wir im Mapuche Land, heute leben etwa 500.000 Mapuche in Araukanien, meistens von der Landwirtschaft und dem Verkauf von Kunsthandwerk. Das Volk gehört heute zu den ärmsten in Chile. Das schürt natürlich Konflikte. Wir erkundigen uns, ob wir weiter in die Region hineinfahren können. Es wurde uns von mehreren Seiten abgeraten, auch von der Polizei. Touristen sind nicht erwünscht und das akzeptieren wir natürlich.
Wir beschlossen ans Meer zu fahren. Es ist Hochsaison und trotzdem fanden wir eine kleine, stille Bucht mit Fischerbooten und vielen Seevögeln nördlich von Conception. Die Tagesgäste fuhren am Abend wieder ab, neben uns campierten nur 4 junge Leute, Idylle pur.
Weiter in den Norden, es war eine kurvige Fahrt, immer wieder durch Kiefernwälder, die hier aufgeforstet werden. Die Holzindustrie ist hier stark vertreten. Einer der Hauptabnehmer ist China.
Wir kamen durch schöne ruhige Fischerdörfer, aber auch durch überfüllte touristische Orte, die wir schnell hinter uns ließen.
In einem Dorf lernten wir eine chilenische Familie kennen, die auch mit ihrem Wohnmobil ein paar Wochen unterwegs ist. Sie luden uns in ihr Auto ein, das man an 2 Seiten ausziehen kann und somit sehr geräumig ist. Marcela war gerade dabei Empanadas zu machen, die mussten wir natürlich probieren, dazu gab's Tee. Die 16jährige Tochter Maria spricht gut Englisch und so wurde es ein unterhaltsamer Abend in Spanisch/Englisch. Beto hat sein Wohnmobil selbst ausgebaut, da gab's viel zu staunen. Als wir uns am nächsten Morgen verabschiedeten, mussten wir versprechen bei ihnen zu Hause vorbei zu kommen.
Bei uns ging's wieder landeinwärts nach Santa Cruz ins Colchagua Tal. Die Mehrheit aller international preisgekrönten, chilenischen Weine stammen aus diesem Tal. Auf Empfehlung buchten wir eine Führung auf dem Weingut Viña Viu Manent. Wir konnten mit einer Kutsche durch die Weingärten fahren und durften sehr erlesene Tropfen probieren. Die starke Sonneneinstrahlung von November bis März garantiert kräftige, vollmundige, hochprozentige Weine.
Weiter ging's nach Santiago. Wir erkundigten uns vergeblich nach einem stadtnahen Stellplatz. 30 km vor der Stadt war ein Campingplatz ausgeschrieben, den es aber nicht mehr (oder vielleicht noch nie) gab. Bei einer Tankstelle durften wir über Nacht stehen. Im Zentrum fanden wir eine eingezäunte Elektrofirma, die uns tagsüber auf ihrem Gelände stehen ließ, wir mussten versprechen, das Auto bis 18 Uhr abzuholen, da sie das Tor verschließen. Daraufhin gab es einen Schnelldurchgang in der Millionenstadt, das ließ sich am Besten mit einem Sightseeingbus unternehmen. So bekamen wir nur einen kleinen Eindruck dieser Stadt. Wir besuchten noch die überwältigende Kathedrale, das schöne alte Postamt, am Regierungsgebäude vorbei und konnten im Zentrum einen Turm besteigen mit Blick auf die Altstadt. Mit dem Bus kamen wir durchs teuerste Viertel der Hauptstadt "Sanhattan", hier versuchen sich spiegelnde Glaspaläste gegenseitig zu übertreffen. Allerdings wurden wir vor gestiegener Kriminalität gewarnt und damit sank unsere Bereitschaft einen neuen Stellplatz zu suchen. Somit verließen wir Santiago, wo es noch soviel zu sehen gäbe.
Wieder zurück an die Küste zur einstmals wichtigsten Hafenstadt Valparaiso. Die Stadt erstreckt sich auf einer schmalen Ebene entlang der Bucht und zieht sich dann auf 42 steil aufragende Hügel hinauf. Gewundene Treppen und uralte Aufzüge rattern auf Schienen hinauf. Als Manfred einen der Aufzüge fotografierte, machte ihn ein junger Mann auf einen Plattfuß hinten rechts aufmerksam, gleich kam ein anderer und meinte wir sollen gleich rechts abbiegen. Gesagt getan dabei kamen wir aber zu einer Auffahrt zu einem Tunnel, keine Chance zu wenden. In die erste Pannen-Bucht fuhr Manfred hinein. Der enorme LKW-Verkehr düste den Tunnel rauf und runter.
Manfred musste hier den Reifen wechseln. Overall anziehen, Werkzeug auspacken, Wagenheber ansetzen und los ging's, jeder Handgriff sitzt, auch in dieser verzwickten Situation, ich konnte ihm nur mit der Taschenlampe leuchten.
Plötzlich erschienen wie aus dem Nichts 2 Männer vom Tunnel-Office, sie wurden anscheinen informiert, der Tunnel wurde von ihnen gesperrt.
Wir waren auf dem Weg südlich der Stadt an einen Strand. Kamen dabei durch Dörfer, wie wir sie zuvor noch nie sahen. Farbige Holzhütten auf sandigem Areal und immer wieder hohe Pinien.
Dann meldeten wir uns bei Beto, Marcela und Maria an, dass wir vorbeikommen. Sie haben nördlich von Vina del Mar auf einem Hügel ein großes Grundstück. Der Grill war schon vorbereitet und wartete auf uns. Manfred fuhr zuerst mit Beto in den Ort zu einer Reifenwerkstatt, um den kaputten Reifen flicken zu lassen. Die Überraschung war groß, als ein hohler, angespitzter Metallstift aus dem Reifen gezogen wurde. Das bedeutet, der Reifen wurde absichtlich demoliert. Man kann nur vermuten, dass man uns bei der vermeintlichen Hilfe berauben wollte, das hat uns sehr frustriert.
Der Tag bei der chilenischen Familie ließ uns das fürs Erste vergessen. Wir sollten doch noch länger bleiben und bei ihnen relaxen, wie Beto immer meinte. Aber wir fuhren am nächsten Tag weiter, man soll eine Gastfreundschaft nicht strapazieren.
Unser nächstes Ziel war das Observatorium Cruz del Sur bei Combarbala.
Wir fuhren im Landesinneren die Ruta Cristales nach Norden. Es ist immer gebirgig, erst kommen die vielen Palmen von Las Palmas, dann Anbau von Obstbäumen und auch Wein, aber am Eindrucksvollsten sind die vielen rot blühenden Kakteen.
Das Observatorium hat jeden Abend eine begrenzte Besucherzahl, wir hatten Glück und ergatterten noch 2 Tickets. Um 22 Uhr begann die Führung. Hier gibt es kein Fremdlicht und durch die reine Luft sieht man einen Sternenhimmel, den es sonst kaum gibt.
Weiter durchs Hinterland auf der alten Panamericana. Zuerst waren die Berge voll mit den großen Kakteen, wie ein Kakteen-Wald, schöne dunkle Steinformationen und Akazien, die z.T. rot blühten. Dann kommen plötzlich wieder Weinberge und Obstplantagen.
Wir waren auf dem Weg nach Pisco Elqui. Im Valle del Elqui herrschen besondere klimatische Bedingungen, die für sehr süße Trauben sorgen, der Grundstoff für einen guten Pisco. Auch hier konnten wir eine Brennerei besichtigen und natürlich Pisco probieren.
Dann wieder raus ans Meer zum Fischerdorf Punta de Choros, wir wollten endlich Humboldt Pinguine sehen. Wir organisierten eine Bootstour. Es wurde die Isla Choros mit ihren schönen Felsformationen umrundet. Wir sahen die Pinguine, Kormorane, Seetölpel und Seelöwen. Wir hatten reichlich Zeit und Ruhe um die Tierwelt zu beobachten. Und gleich am nächsten Tag, ein Fischerdorf weiter, wurden Bootstouren angeboten um Wale zu beobachten, sie kommen im chilenischen Sommer auf Nahrungssuche. Die kleinen Boote verständigen sich untereinander, wenn Wale gesichtet werden, auch wir hatten Glück und sahen die herrlichen Tiere, bestimmt 5 Bartenwale, immer wieder auftauchen.
Und dann wollten wir endlich mal richtiges Strandfeeling, das fanden wir auf dem Camping Playa Blanca im Parque National Llanos de Challe, einem romantischen Zeltplatz direkt am weißen Strand. Die Chilenen sind auch begeisterte Camper, überwiegend mit Zelten unterwegs. Hier verbrachten wir 3 Tage und waren nur faul.
Auch an den nächsten Tagen, die uns immer nach Norden führten, fanden wir schöne Übernachtungsplätze am Meer. Auf dem Weg nach Antofagasta bogen wir ab zum Observatorium Cerro Paranal. Vier riesige silbern blitzende UFOs stehen auf 2600 m. Das Teleskop kombiniert 4 Spiegel von je 8,20 m Durchmesser, theoretisch kann man damit einen Mann auf dem Mond erkennen. Leider konnten wir es nur von außen besichtigen.
Antofagasta ist die größte Stadt im Norden mit einem der wichtigsten Häfen. Hier wird das Kupfer aus den beiden größten Minen verladen.
Gegenüber der Stadt über Klippen fanden wir einen Stellplatz. Untertags bei starkem Aufwind sind an den Klippen Paraglider anzutreffen.
Auf der Ruta 5 wieder ins Landesinnere. In Chacabuco besichtigten wir die Salpeter Geisterstadt. Hier wurde ab 1924 Salpeter abgebaut, es lebten hier 5000 Menschen. Doch schon bald hatte Deutschland Salpeter künstlich hergestellt und das Monopol in Chile schwand und die Stadt wurde verlassen. Man könnte hier einen Western drehen, passend dazu war es sehr heiß.
Wir näherten uns San Pedro de Atacama, obwohl wir auf 2500 m waren, hatte es tagsüber 40 Grad, am Abend kam kühler Wind auf und nachts waren es gerade mal 7 Grad. Wir fuhren an schneebedeckten Vulkanen entlang, die sich an einer Linie aufreihen, die meisten sind 5-6000 m hoch. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Atacama-Wüste ist in ihrem Kernbereich die trockenste Wüste der Erde.
Im Hochtal von El Tatio auf 4300 m kamen wir zu einem Geysirfeld. Je höher wir kamen um so mehr zwangen wir uns zu trinken, eine Kolumbianerin gab uns aus Kokablättern aufgebrühten Tee zum Trinken gegen die Höhenkrankheit. Zum Übernachten fuhren wir hinab nach San Pedro (2500 m). Auf einer schönen Campsite abseits der quirligen, sehr touristischen Wüstenstadt, trafen wir einige Overlander an.
Der freie Blick von unserem Stellplatz ging auf den 5916 m hohen Vulkan Licancabur.
Blog 6) Januar 2023 Chile
In Ushuaia hielt uns nichts mehr, die Kälte und der Wind trieben uns wieder nach Norden. Wir sind richtige Weicheier.
Feuerland - Tierra del Fuego lebe wohl!
Der Archipel, bestehend aus der Hauptinsel Feuerland und Dutzenden südlich vorgelagerten Inseln, ist der südlichste Punkt der Erde, der nicht vom ewigen Eis überlagert ist. 1881 wurde die Insel per Linealstrich auf der Landkarte geteilt. Der kleinere Teil fiel Argentinien zu, der größere Chile.
Ushuaia gehört zu Argentinien, aber als Reisender muss man zwangsläufig durch Chile fahren um dorthin zu gelangen, umgekehrt genauso. Für uns bedeutete das immer wieder zu kontrollieren, ob keine verbotenen Lebensmittel in der Vorratsbox liegen, wenn ja, wieder ab in die Kiste auf dem Autodach. Aber es bleibt immer ein ungutes Gefühl an der Grenze.
Wir hangeln uns also langsam wieder "hinauf". Der Sturm und der Regen bleiben für länger unsere Begleiter. Diesmal überquerten wir die Magellanstraße auf einer kleinen Seepassage. Um einen "etwas" windgeschützten Stellplatz zu finden, mussten wir 100 km fahren, bis endlich eine Tankstelle kam, hinter der wir uns verkriechen konnten. Wenn man den Sturm nicht erlebt hat, kann man es sich nicht vorstellen. Es darf immer nur eine Autotür geöffnet werden, sollten beide zur gleichen Zeit offen sein, ist aller wichtige Papierkram vom Winde verweht. Manfred musste mir auch immer beim Türöffnen helfen, damit sie mir nicht aus der Hand gerissen wurde.
So erreichten wir Puerto Natales. Von dort wollten wir eine Schiffspassage durch die südliche Inselwelt Chiles - bis nach Puerto Yungay, Dauer 2 Tage, 3 Nächte. Allerdings hatten wir nicht reserviert, die Fähren sind ausgebucht bis Ende März. ABER wir könnten es ja versuchen am Tag der Einschiffung vor Ort zu sein und FALLS jemand absagt, bekommen wir den Platz.
An uns soll es nicht liegen wir sind vor Ort. In Natales gehen wir auf einen Campingplatz, der fast ausschließlich von jungen Leuten, die mit Fahrrädern oder als Backpacker unterwegs sind belegt ist. Es gibt einen großen Aufenthaltsraum mit Kochgelegenheit, wo sich die jungen Leute ausbreiten können. Für uns ist das WiFi interessant und so mischen wir uns unter ein bunt gewürfeltes Völkchen.
Wir schauten auch immer wieder bei der Fährgesellschaft vorbei, um ja nichts zu versäumen. Sylvester verbrachten wir auch auf der Campsite, gingen erst in das Städtchen zum Essen, um Mitternacht wurden nur ein paar rote Leuchtkugeln in den Himmel gejagt, Feuerwerk war verboten und schon war Ruhe, alles schien ins Bett zu gehen.
Und dann hatten wir tatsächlich Glück und bekamen einen Platz auf der Fähre. Es werden nur 24 Autos und 142 Passagiere mitgenommen. Es führte durch ein Labyrinth von Kanälen an der Westseite des Patagonischen Inlandeises vorbei. Wir konnten zwar im Auto schlafen, aber bei starkem Seegang, bedingt durch den Wind, war es ein "Ritt", die Blattfedern unseres Hobos taten ihr Übriges. Verpflegung war inbegriffen. Wir standen oft an Deck und ließen die Inseln an uns vorbeigleiten, auch ein sehenswertes Wrack war auf der Strecke.
In Puerto Yungay begann eine schmale Piste durch einen dichten Regen-Urwald. Die Route, die wir jetzt befuhren ist die "Carretera Austral". Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und den vielen Regen führt der Weg durch eine undurchdringliche grüne Wand.
Erst in Cochrane kamen wir wieder in einen etwas größeren Ort. Auf einem Hügel über dem Ort fanden wir einen geeigneten Stellplatz. Nach dem Abendessen machten wir noch einen Spaziergang durch den angrenzenden Wald und trauten unseren Augen kaum - 2 Fahrzeuge, die wir kannten und noch ein drittes Reisemobil standen auf der Wiese. Es gab ein großes Hallo mit Paulette und Anias, die mit uns den Container in Hamburg teilten und France und Herbert, die ihren Unimog zusammen mit uns aus dem Hafen in Montevideo abholten und wir sie seitdem schon mehrmals wieder trafen. Das dritte Paar Nicole und Pit aus der Schweiz mit ihrem VW Bus, die schon länger auf Reisen sind, lernten wir an diesem Abend kennen. Manfred holte unseren Hobo auf die Wiese und es wurde ein unterhaltsamer langer Abend. Am nächsten Vormittag saßen wir noch zusammen und dann ging (fuhr) jeder wieder seiner Wege.
Wir fuhren am Lago General Carrera entlang nach Chile Chico. Die Fahrt war spektakulär, herrliche blaue Flüsse, als ob man eine Farbe hinein geschüttet hätte (Gletscherwasser), Bergformation und Canyons, dahinter die hohen Berge mit Gletschern, einfach einmalig und immer wieder eine Veränderung. Wir brauchten allerdings für die 170 km über 5 Std.
Zurück nach Puerto Tranquilo um eine Bootstour zu machen zu den Capillas de Marmol - den Marmorhöhlen.
Weiter ins Valle Exploradores, eine traumhafte Landschaft, mit Wasserfällen, Flüssen und Seen. Es handelt sich um eines der landschaftlich vielfältigsten, beeindruckendsten Tälern entlang der gesamten Carretera Austral. Wir wanderten durch den Regenwald, z.T. auf Holzstegen hinauf zu einer Plattform, wo wir den Auslauf des Exploradores-Gletschers beobachten konnten, der sich als gigantische Schlange vom Patagonischen Eisfeld herabschiebt.
Dann immer weiter die Carretera Austral In den Norden. Es war eine kurvige Piste, z.T. sehr steil, dennoch kamen Radfahrer mit Gepäck den Berg hochgefahren.
Es ist dichtester Urwald mit allen möglichen Koniferen, riesigen Farnen, Nalgas (überdimensionaler Rhabarber) Fuchsien, Glockenblumen etc.
Wir kamen nach Chaiten, eine Kleinstadt die 2008 durch den Ausbruch des Vulkans Chaiten komplett entvölkert und zu 40 % zerstört wurde. Nach und nach wird sie wieder aufgebaut. Chaiten war für uns wichtig, da wir Tickets für 2 Fähren in den Norden brauchten. Wenn man nicht auf dem Landweg über Argentinien in den Norden will, muss man in Chile diese Fähren nehmen.
Doch vor der ersten Fähre durchfährt man einen Teil des Parque Pumalin - "Ort wo der Puma wohnt" - es ist das größte private Naturschutzgebiet, er gehört zu den schönsten Naturparks in Chile, den der amerikanische Multimillionär Douglas Tompkins geschaffen hat. Tompkins gründete u.a. die Outdoor-Marke North Face und war Mitbesitzer der Modefirma Esprit. 1990 verkaufte er das Gros seiner Anteile und widmete sich ökologischen Initiativen.
Im Pumalin wanderten wir zu einem schönen wilden Wasserfall hinauf.
Nachdem wir die Fähren hinter uns hatten kamen wir in Puerto Montt zum Ende der Carretera Austral. Da auf dieser Piste der Hobo und wir des öfteren kräftig durchgeschüttelt wurden, bekam der Hobo wieder Schmiereinheiten und eine fachmännische Kontrolle von "Mercedes Kaufmann", damit man beruhigt weiterfahren kann.
Wir beschlossen auf die große Insel Chiloe überzusetzen. Zuerst in die Hauptstadt Castro, sie ist bekannt für ihre Palafitos - bunt getünchte Stelzenhäuser,. Sie sind auf der Wasserseite auf Stelzen gebaut, damit die Fischer bei Flut mit ihren Booten direkt unter ihre Häuser fahren konnten.
Die Kolonialisierung der Insel begann 1607 mit den Jesuiten. Durch sie wurden etwa 150 Holzkirchen erbaut. 16 Kirchen wurden ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Wir begnügten uns mit 3 schönen Kirchen, fanden einen wunderbaren Platz an einem Fluß und wollten den nächsten Tag mit Fischerbooten zu Pinguin-Kolonien hinausfahren, aber das Wetter spielte mal wieder nicht mit. Wenn man einen herrlichen sonnigen Tag erlebte und glaubt das geht so weiter - weit gefehlt. Also zurück aufs Festland nach Calbuco, dort erwartete uns ein besonderes Fest das "Curanto Gigante". Wie zu alten Zeiten werden in Erdgruben Muscheln, Fleisch, Gemüse, mit Kräutern abgedeckt und gegart - es schmeckte köstlich. Es kamen mehrere tausend Besucher aus ganz Chile, um sich das traditionelle Gericht schmecken zu lassen. Dann wurde bis Mitternacht auf einer Bühne musiziert und getanzt, Folklore und Modern, jede Stilrichtung war vertreten, sogar das Wetter spielte mit.
Weiter im Inland an herrlichen Seenregionen entlang und mit jedem Kilometer in den Norden wurde das Wetter beständiger und wärmer, wir konnten sogar Baden. Im Januar und Februar sind in Chile Ferien und so waren wir an den schönsten Flecken nie allein.
In Villarrica wartete ein Highlight auf uns. Der Vulkan Villarrica ist ständig aktiv, besteigen darf man ihn momentan nicht. Aber wir fanden einen kleinen Sportflughafen, wo wir einen Rundflug über den Vulkan buchten. Ein junger Pilot Ignacius, machte eine kleine Cesna bereit, Manfred war der Co-Pilot und ich saß hinten. Es war ganz schön aufregend mit einer kleinen alten Maschine abzuheben. Unten rüttelte noch der Wind, aber je höher wir kamen wurde der Flug immer ruhiger und wir näherten uns in weitem Bogen dem Vulkan. Wir sahen von oben weitere 4 Vulkane, wie auf einer Kette aufgereiht. Der Pilot kreiste ausgiebig um den Vulkan, wir konnten sogar die Lava sehen. Es war ein tolles Erlebnis. Am Nachmittag fuhren wir noch soweit es ging auf den Vulkan hinauf und blieben dort über Nacht. Wir ganz alleine nur der Riese über uns.
Am nächsten Tag suchten wir uns einen Platz am Lago Caburgua. Wir waren schon mit dem Essen fertig kam ein älterer Chilene mit Tochter und 2 kleinen Enkelinnen auf einem Quad angefahren, erzählte dass die Vorfahren aus Deutschland sind, die Tochter konnte sogar etwas deutsch und dann lud er uns zu einem Asado (Grillabend) spontan ein. Wir lehnten dankend ab, wir hatten ja gerade gegessen, aber er ließ nicht locker, als er dann meinte er hat auch ein Spa mit einer heißen Thermalquelle, war es um unseren Widerstand geschehen. Die Großfamilie - 3 Generationen - hat ein Grundstück am See, mit Blick auf den Villarrica und einem herrlichen Garten - eine Parkanlage. Der Schwiegersohn grillte schon seit 5 Stunden ein Lamm am Spieß, da spielte es keine Rolle mehr, ob wir schon gegessen hatten. Es war ein ganz besonderer Abend. Die Unterhaltung war auf Deutsch, Englisch und Spanisch (un poco). Wir konnten auf dem Grundstück in unserem Hobo übernachten und sagten zu, als die junge Familie uns einlud mit ihnen am nächsten Tag zu einem Wasserfall zu wandern.
Allein die Hinfahrt hat unserem Hobo alles abverlangt, dann wanderten wir 2 Stunden durch einen herrlichen Urwald, der im Privatbesitz der Familie ist, zum Wasserfall hinauf. Die Tochter Francisca ist Biologin und Botanikerin und konnte wunderbar alles erklären. Das zählt für uns zu den besonderen Erlebnissen.
Blog 5) Dezember 2022 Argentinien-Chile
Wir haben das südlichste Ende unserer Tour in Ushuaia, Argentinien erreicht.
Aber jetzt von vorne.
Nachdem wir Ende November endlich unseren Hobo heil wieder hatten, zog es uns gleich in den Westen Richtung Mendoza. Auf der Strecke an einem Stausee bei Belgrano verabredeten wir uns mit lieben Reisebekannten Brigitte und Edy, die wir 2016 in Afrika kennenlernten. Wir haben uns in dem riesigen Kontinent mehrmals getroffen: Tansania, Malawi, Namibia, Südafrika. Da die Beiden eine sehr schöne Website haben, wußten wir, dass sie in Südamerika sind. Wir verbrachten 2 interessante Tage bei herrlichem Wetter an einem Stausee.
Dann ging es also nach Mendoza, etliche Kilometer vor der Stadt kamen schon die ersten riesigen Weinplantagen. Wir konnten uns garnicht vorstellen, dass bei dieser Hitze (momentan 40 Grad) die Weinreben gedeihen können. Vielleicht ist der Wein auch deshalb so vollmundig. Vor Mendoza beschlossen wir die Grenze nach Chile zu passieren, da unser Visum für Argentinien bald ausläuft. Man fährt über die Grenze, kommt am nächsten Tag zurück und wieder hat man ein Visum für 3 Monate. Die Grenzformalitäten können manchmal nerven, da man keine frischen Lebensmittel hüben oder drüben einführen darf.
Wir suchten uns eine besondere Piste aus über die Berge – am Aconcagua vorbei, dem höchsten Berg des Kontinents 6961 m hoch. Es war eine Gravel Road, nicht immer einfach zu fahren, außer uns waren nur ein paar Jungs mit ihren Enduros auf der Strecke. Die Landschaft war herrlich und die Serpentinen schraubten sich schnell nach oben, es wurde immer anspruchsvoller und die Berge immer herrlicher mit eindrucksvollen Farben, von dunkelrot, grün, lila, helles beige und orange.
Über der Grenze ist in Chile das Skizentrum Portillo, wo wir in luftiger Höhe übernachteten um schon am nächsten Tag wieder zurückzufahren. Diesmal zum Nationalpark Aconcagua, wo wir eine kleine Wanderung mit herrlichem Blick auf den Berg unternahmen.
Unser nächstes Ziel war bei Mendoza ein Weingut, von einem Schweizer betrieben, wir hatten Glück und konnten am späten Nachmittag auf dem Gut ein mehrgängiges Menü genießen. Zu jedem Gang gab es ausgewählte Weine. Wir sind keine Weinkenner, aber wenn die Weine munden, kann man uns auch glücklich machen.
Dann ging’s durch das rauhe Patagonien auf der Ruta National 40 immer Richtung Süden. Die Landschaft ist grandios, die Gebirgsmassive der Kordilleren (ich war als Kind übrigens schon mit Karl May in den Kordilleren ;) in allen Farben und Formen, wie wir sie noch nie gesehen haben.
Man kann sichs nicht vorstellen, aber es sind viele Fahrradfahrer mit vollem Gepäck Richtung Süden unterwegs. Wenn der Wind von hinten bläst, brauchen sie nicht zu treten, aber wehe er kommt von vorne oder der Seite. Am liebsten würde ich sie alle einsammeln und in unseren Hobo stopfen, aber sie haben sich ein Ziel gesetzt und ziehen es erbarmungslos durch.
Auf der nächsten Campsite sprachen wir mit einem schweizer Pärchen, die schon seit 2 Jahren mit dem Rad unterwegs sind.
Unsere Pechsträhne riss noch nicht ab, wir bekamen von zu Hause die schlechte Nachricht, dass die Heizung (der Kompressor der Wärmepumpe) den Geist aufgegeben hat. Die Wohnung meiner Eltern haben wir vermietet, also musste schnell eine Lösung her. Zum Glück kann man die Fußbodenheizung mit einem Durchlauferhitzer betreiben, der extra für solche Notfälle eingebaut wurde. Manfred setzte dann alles in Bewegung, damit ein Heizungsfachmann uns ein Angebot machen kann für eine neue Heizung.
Wir also immer weiter in den Süden. Vor Bariloche fuhren wir eine 7-Seen-Runde, alles was zur Zeit blüht, war auf dieser Tour zu sehen. Gelbe Sträucher, Lupinen in allen Farben, Sträucher mit roten Blüten und sattgrüne Bäume spiegeln sich in den Seen.
In Bariloche, einem sehr touristischen Ort, der uns aber nicht ansprach, bekam der Hobo eine Streicheleinheit in Form von Abschmieren, alle Öle kontrollieren, Spritzlappen wieder befestigen etc., dann die Reifen tauschen, damit sie gleichmäßig abgefahren werden.
Je weiter wir in den Süden kamen umso ungemütlicher wurde der Wind und die Kälte in Patagonien. Wir stoppten in Los Antiguas am Lago Buenos Aires, dem größten See Argentiniens. Die Vegetation bestand nur noch aus kleinen Gräsern und Bodendeckern, nachdem es auch bewölkt war, schaute alles sehr trist aus.
Auf der Strecke zweigten wir ab zu den Cueva de las Manos. Eine Schotterpiste in einen Canyon hinein. Dort kann man sich einer Führung anschließen um die negativen Handabdrücke, Tierbilder und Jagdszenen, der indigenen Bevölkerung von vor 9000 Jahren zu bestaunen.
Eigentlich wollten wir auf der Strecke in der Pampas einfach über Nacht stehen bleiben, aber der extreme Sturm ließ uns keinen Platz finden, also weiter bis Gobernador Gregores, wo wir erst nach 20 Uhr ankamen und einen windberuhigten Platz auf einer Campsite fanden. Wir lernten hier ein deutsches Paar Birgit und Gert kennen, die mit ihrem Landrover hier gestrandet sind. Ihr Getriebe lässt sich nur noch im 4. Gang fahren, sie sitzen hier fest um auf ein Getriebe zu warten, dass sie von Deutschland aus einführen wollen. Wir können ihnen nur Glück und Durchhaltevermögen wünschen.
Durch Zufall erfuhren wir, dass in Gregores ein Gauchofest stattfindet. Kurz entschlossen blieben wir einen Tag länger um auf das Fest zu gehen. Die stolzen Reiter zogen über das Gelände, präsentierten sich vor der Haupttribüne, die Nationalhymne wurde voll inbrunst gespielt und gesungen. Dann ging’s los. Junge Gauchos wollten ihre Künste zeigen, wie man ein Pferd zureitet. Für Tierliebhaber ist das eine harte Nummer. Von wegen feinfühlig an ein unberittenes Pferd rangehen. Wer sich lange genug auf dem Pferderücken halten kann, wird überschwänglich beglückwünscht. Während einer längeren Pause strömten die Kinder der Besucher auf den Platz und sie ahmten die Gauchos nach, einer war das Pferd, der andere schwang sich auf seinen Rücken und wurde durch wildes Galoppieren abgeworfen.
Dann nach El Chalten zum Nationalpark Fitz Roy. Wir trafen auf Marion und Walter, auch die Beiden hatten wir schon in Sambia in Afrika kennengelernt, dann standen neben uns noch Andrea und Günter, die vom selben Wohnmobilausbauer eine Kabine haben wie wir.
Da ich mir eine sehr starke fiebrige Erkältung zugezogen hatte, machte Manfred am nächsten Tag alleine eine Wanderung in der Fitz Roy Region, ich musste das Haus/Auto hüten.
Dann beschlossen wir nach El Calafate auf eine Campsite zu fahren, damit ich mich auskurieren konnte, mittlerweile fing Manfred auch zu husten an. Auf die Campsite kam ein MAN Truck mit Kerstin und Uwe und ihren beiden schönen Rhodesian Ridgeback. Wir haben sie in Buenos Aires kennengelernt, als sie darauf warteten, bis ihr Truck ankam.
Nach 2 Tagen Pause fuhren wir zum Perito Moreno Gletscher. Es war herrliches Wetter und schon die Anfahrt am Lago Argentino entlang, mit seinem türkisfarbenen Wasser, im Hintergrund die schneebedeckten Berge, die grünen Weiden, Moosflechten an den Bäumen – einmalig.
Das letzte Stück vor dem Gletscher wird man mit einem Shuttlebus gefahren. Auf gut gesicherten Metallstegen kann man zum Gletscher laufen. Es gibt Holzbänke zum Verweilen und immer wieder hört man Geräusche von brechendem Eis, aber direkt vor uns ist keine Wand abgebrochen, auf das natürlich jeder Besucher wartet. Dieser Gletscher ist der einzige, der stetig weiter wächst. Das Weiß und leuchtend Blau des Gletschers war ein Erlebnis besonderer Art.
Dann ging’s mal wieder über die Grenze nach Chile, um zum Torres del Paine zu gelangen. Wir fuhren auf der Ruta 9 am Gebirgsmassiv entlang. Gauchos mit Hunden trieben eine riesige Schafherde die Piste herunter. Wir mussten länger suchen bis wir einen Stellplatz fanden, der etwas windgeschützt war. Neben einer kleinen Hütte, die uns etwas Schutz bieten sollte, kamen wir zum Stehen. Im Windschatten war es sogar möglich an der Sonne zu sitzen.
Die Nacht ließ sich ganz ruhig angehen, aber nur sehr kurz. Der Patagonische Sturm holte seine Faust raus, packte unseren Hobo am Schopf und schüttelte ihn kräftig durch - und wir kleine Menschlein mittendrin. Mir krümmte sich der Magen zusammen, ich hatte Angst aus dem Bett zu fallen. Und das Menschlein Manfred lag in seiner Koje und schnarchte – das gibt’s doch nicht, irgendwann reagierte er auch auf den Sturm, aber es ängstigte ihn nicht allzusehr. Wir haben es überstanden, aber der Wind wird niemals unser Freund.
Im Nationalpark Torres del Paine kann man sehr schöne Strecken mit dem Auto abfahren. Wir machten auch kleine Wanderungen, für größere Strecken fehlte uns die Energie und mir die Kraft mich gegen den Wind zu stemmen. Bei jedem Schritt könnte es sein, dass es einem die Füße wegzieht. Also schauten wir uns die Landschaft lieber vom Auto aus an. 2 Tage später war das ruhigste Wetter, aber wir natürlich schon weiter gezogen.
Auf einer kleinen Nebenstrecke fuhren wir nach Puerto Natales. Dort wollten wir uns erkundigen nach einer Schiffspassage, wenn es wieder in den Norden gehen soll. Aber die Passage ist so begehrt, dass sie bis März ausgebucht ist und man nur einen Platz findet, falls jemand storniert. Wir wollen auf alle Fälle dran bleiben.
Der nächste Zufall trieb uns wieder Reisebekannte in die Arme: France und Herbert, die wir in Montevideo auf dem Fährhafen kennenlernten und später auch wieder in Buenos Aires trafen. Wir verabredeten uns in einer netten Kneipe zum Ratschen. Da die Beiden schon mehrere Jahre in Chile lebten, bekamen wir Tipps für lohnenswerte Speisen.
Am nächsten Tag blieb es auch mir nicht erspart, mein Geburtstag stand vor der Tür. Wir gingen zum Frühstücken in einem Cafe an der Promenade. Da der Ort aber nicht soviel hergab, dass man den ganzen Tag hier verbringen möchte, beschlossen wir weiterzufahren, eine schöne gemütliche Strecke von 260 km bis Punta Arenas, an der Magellanstraße, die südlichste Kontinentalstadt der Welt.
Ein schönes Steakhouse fürs Abendessen war auch gleich gefunden. Wir wurden hervorragend bedient, in solchen Lokalitäten spricht man perfekt Englisch, die Fleischteile wurden uns erläutert und der passende Wein dazu gefunden. Es war ein gelungener Abend.
Für den nächsten Tag wollten wir früh um 9 Uhr eine Fähre nehmen um die Magellanstraße zu überqueren nach Feuerland. Leider war alles reserviert und kein Platz mehr für uns, die nächste Fähre ging um 17 Uhr, mit der wir dann mitkamen.
Das Wetter war herrlich, die See spiegelglatt, auch das gibt es in dieser rauhen Gegend. Nach 2 ½ Stunden erreichten wir Porvenir, wo wir uns zum Leuchtturm stellten und in der Bucht Delfine beobachten konnten. Es war sogar möglich draußen zu essen und auf den goldenen Sonnenuntergang zu warten. Aber dann wird es sofort kalt und man schlüpft gerne ins Haus.
Am nächsten Tag fuhren wir eine Schotterpiste um die einzige Kolonie von Königspinguinen zu bestaunen. Leider muss man ziemlichen Abstand einhalten, da die Tiere schon kurz vor dem Aussterben waren. Es sind wunderschöne große Pinguine mit ihren orangen Backen. Dann waren wir schon wieder an der Grenze von Chile nach Argentinien. Früher waren die Länder verfeindet, vielleicht sind deshalb die Grenzformalitäten so streng.
Auf dem Weg nach Ushuaia hielten wir in einem kleinen Ort bei einer angesagten Panaderia – Bäckerei. Die vermarkten sich so gut, dass es keiner versäumen will, hier einen Stopp zu machen.
Je näher wir dem Ziel Ushuaia kamen umso gebirgiger wurde es, wir hatten zwar davon gelesen, aber unsere Vorstellung war, dass das Land ausläuft und nur noch flach ist. Ushuaia liegt wie in einer Muschel am Meer und dahinter ragen schneebedeckte Berge auf.
Da wir wieder Geld „tanken“ mussten bei Western Union, blieb uns nichts anderes übrig als uns in die lange Schlange einzureihen, um nach 1 ½ Std. die Blue Dollar-Pesos in Händen, bzw. Tüten zu halten. Die erste Nacht verbrachten wir an einer Tankstelle, die gut ausgestattet ist für Reisende mit Duschen und WC.
Am nächsten Morgen schüttete es, wir wollten garnicht aufstehen, was soll man auch machen, wenn der Regen quer kommt. Doch schon am Nachmittag kam die Sonne raus (hier kann es vier Jahreszeiten an einem Tag geben) und wir fuhren abseits der Stadt auf eine Campsite, die voll war mit Wohnmobilisten: Schweizer, Belgier, Holländer, Brasilianer, Argentinier, Chilenen und natürlich Deutsche.
Es war Weihnachten, aber ohne Kontakt zu unserer Familie hätten wir hier nichts dergleichen bemerkt. Zum Glück gibt es die Video-Schaltung, sodass man die Lieben zu Hause sehen kann.
Hier ratscht man mit anderen Reisenden, solange bis der Wind und die Kälte einen wieder in die warme Kabine treibt.
Im Nationalpark Tierra del Fuego gibt es das Postamt „am Ende der Welt“. Wir blieben über Nacht direkt neben dem Postamt stehen. Am nächsten Morgen kam der ältere Postbeamte und sperrte sein Amt auf. Schnell waren 2 Postkarten geschrieben für unsere Enkel, Briefmarken und Stempel drauf und hoffen, dass sie ankommen.
Dann wollten wir noch unser Weihnachtsessen nachholen. Etliche Kilometer am Beagle Kanal entlang gibt es kleine Lokale die die gefragten Königskrabben anpreisen. Dort wollten wir essen in einem kleinen gemütlichen Holzhaus, das kräftig eingeschürt wurde, die Temperaturen lagen am Boden und der Wind tat sein übriges. Nach dem guten Essen konnten wir uns in einen Wald zurückziehen vor dem Sturm.
Das war also unser Wendepunkt, von nun an soll es nur noch nordwärts gehen.
Blog 4) Oktober/November 2022 Buenos Aires
Das lange Warten hat ein Ende. Nach einer zweimonatigen Zwangspause können wir nun endlich unsere Reise fortsetzen.
Buenos Aires intensiv kennenzulernen hat auch was. Aber das war nicht unser Plan, wir versuchten das Beste daraus zu machen. Eine Freundin schrieb mir: wer kann schon sagen, dass er in Buenos Aires gelebt hat.
Wir hatten ein nettes ruhiges Apartment in Palermo, einem Stadtteil von BA. Es ist eine angesagte hippe Wohngegend. Es unterteilt sich in Palermo-Hollywood, P.Chico, P.Viejo, P.Soho, wir sind alllles abgelaufen. Mit der Subte (U-Bahn) oder den Stadtbussen fuhren wir bequem ins Zentrum. Egal wie lange die Strecke ist man bezahlt nur € 0,30.!!!
Im Raum Palermo gibt es auch eine Anzahl von schönen Parkanlagen zum Verweilen – den Rosengarten – den Botanischen Garten – den Japangarten – ein Planetarium und viele kleine Parks zum Sitzen und Leute beobachten.
Gleich in der ersten Woche organisierten wir uns Tickets fürs Teatro Colon. Wir bekamen auch sofort welche, was wir aber nicht wussten, dass es Stehplätze waren. Die Sitzplätze sind Monate im Voraus ausgebucht. Es war trotzdem ein wunderschöner Abend mit 2 Aufführungen: ein Ballett und eine Oper – wir haben es genossen.
Dann war Manfreds Geburtstag: zum Frühstück gab es schon eine kleine Torte für das Schleckermaul, mittags gingen wir in ein traditionelles Lokal in unserer Nähe und für den Abend hatten wir reserviert im Zentrum „Biblioteca Café Bar“ es waren Auftritte mit Abendessen. Erst spielte eine Jazzband, dann gab‘s Essen und danach die Attraktion: Carlos del Pino mit Band spielte: Entre Tangos, Candombes und Milongas. Da ich Manfreds Geburtstag verriet gab es am Ende noch ein: Cumpleanos feliz!
Wir waren auch auf der Rennbahn „Hipódromo de Palermo, Buenos Aires“. Es finden an zwei Tagen die Woche Rennen statt. Jedesmal etwa 15 Starts. Außer uns kommen alle nur zum Wetten, da ich keine Ahnung hatte ließ ich es lieber sein, Manfred hätte sowieso nie gewettet. Aber ein Nachmittag auf der Rennbahn war es allemal Wert.
Und natürlich haben wir mehrere Museen besucht.
Ach ja es gibt ein kleines Chinesisches Viertel, wo sonntags die Portenos (Hauptstädter) und wir, durchschlendern und Essen gehen.
Die Argentinier sind überaus höfliche und im Alltag sehr ruhige Menschen, man hört kein lautes Wort, sie sind immer behilflich, wenn man Fragen hat. Wir haben festgestellt, dass sie die ärmeren Landsleute mit kleinen Geldspenden unterstützen. Im Zentrum leben viele Menschen auf der Straße und sehr viele versuchen sich mit kleinen Verkäufen (Socken, Handyhalter, Stifte, Tempo etc.) durchzuschlagen.
Noch ein Phänomen sind die Müllsammler. An jeder Straßenecke gibt es große Müllcontainer, wir trauten unseren Augen nicht, als wir immer wieder sahen, wie ein Mensch plötzlich in so einem Container verschwindet und ihn durchsucht. Mit Cartonagen ist anscheinend das beste Geld zu machen. Jeden Abend werden die Kartons zusammengetragen und zu Sammelstellen gebracht.
Was wir auch ständig beobachten konnten sind „Dog Walker“, ein sehr gefragter und anscheinend lohnender Job. Der/die Dog Walker sammelt 15-20 Hunde bei Privatpersonen ein, geht mit den Hunden eine längere Zeit spazieren, um sie dann wieder abzugeben. Die Hinterlassenschaften muss er/sie eintüten und das bei ca. 20 Hunden. Dafür wird man anscheinend gut entlohnt. Wir haben sowieso den Eindruck, dass es in BA soviele Hunde wie Menschen gibt.
Als wir erfuhren, dass Anfang Oktober Feiertage sind und unsere Firma auch nichts macht und die alte Scheibe immer noch drin ist, entschlossen wir uns nach Tigre mit dem Auto zu fahren. Tigre ist ein touristischer Magnet am Paraná Delta. Wir fanden einen Parkplatz am Fluss und verbrachten hier 6 Tage, endlich mal wieder im Hobo. Wir bestaunten Linienboote, Ausflugsboote, Yachten, kleine Kähne etc.
Ein jüngeres Paar sprach uns an und es kam im laufe des Gesprächs zu einer Einladung ihrerseits zu einer Bootstour ins Delta. Da sagten wir nicht nein. Sie haben ein kleines Motorboot und schipperten mit uns durch die kleinen und großen Wasserstraßen. Wir sahen dabei tolle Häuser von reichen Argentiniern, die z.T. nur ihr Wochenende hier verbringen. Am Abend luden wir die Beiden in ein Lokal ein. Dann musste der Hobo wieder zurück und wir mit dem Uber-Taxi nach Palermo.
In Palermo waren wir 6 Wochen und konnten das Apartment nicht verlängern. Wir suchten uns in San Telmo, dem früheren Hafenviertel, das jetzt beliebt ist bei Künstlern und jungen Intellektuellen, eine kleine mondäne Wohnung in einem alten Bürgerhaus der Jahrhundertwende. Von den Bildern im Internet waren wir ganz angetan, aber vor Ort blieb uns der Mund offen. Der morbide Charme, war dann doch zu morbide und völlig verschmutzt. Wir flüchteten gleich wieder.
Aber jetzt beginnt die Saison in BA und es gibt keine bezahlbaren Apartments mehr, zumindest für unseren Geldbeutel. Wir entschieden uns weit in den Süden zu ziehen nach Las Lomas de Zamora. In einem Hochhaus im 9. Stock vermietet Steven, ein Californier ein schönes Apartment. Wir fühlten uns in der kleinen Wohnung sofort wohl. Unser Blick ging auf eine Wohngegend mit Einfamilienhäusern, die Straßen alle mit Alleen bewachsen – grün soweit das Auge reicht. Hinter unserem Haus ging es in ein belebtes Viertel, sogar mir Fußgängerzone und allen Geschäften, Lokalen, Cafés, Eisdielen etc. was man halt so braucht. Ich war sogar beim Friseur und war zufrieden.
In Lomas verbrachten wir 3 Wochen. Fast jeden Mittag suchten wir uns ein Café um es mit Einkäufen oder einem Spaziergang zu verbinden und am Abend wurde überwiegend selbst gekocht. Manfred könnte in einem italienischen Restaurant anfangen (;-
Dann kam die nächste Katastrophe, eines morgens konnte ich den Laptop nicht mehr hochfahren. Keine Chance. Wir suchten Computer repair! Wurden auch gleich fündig und die Jungs wollten sich gleich drum kümmern. Am nächsten Tag die schlechte Nachricht, die Festplatte ist kaputt, alle Daten futsch, aber sie können eine neue Festplatte einbauen. Na toll. Aber was blieb mir anderes übrig. Alle sortierten Fotos und der ganze Text für die Website waren im Eimer. Als ich den Laptop wieder bekam war alles auf Spanisch (Google, Word etc.) super!
Zwischendurch haben wir uns wieder in der Werkstatt sehen lassen. Aber die haben die Ruhe weg. Zuerst war das Material der Scheibe lange nicht da, das Glas kam aus Brasilien. In Argentinien gibt es enorme Probleme mit Materialbeschaffung. Das wurde uns auch von anderer Seite immer wieder bestätigt. Aber bis die dann endlich aus der alten Scheibe eine Schablone geformt hatten, um nach dem Muster die neue Scheibe zu biegen, das hat sich gezogen. Eine fertige Scheibe aus Deutschland kommen zu lassen war auch keine Option, da es hier sehr schwierig ist die Sachen aus dem Zoll zu bekommen.
Es gibt Langzeitreisende, die wegen Ersatzteilen nach Hause fliegen um sie im Handgepäck mitzubringen. Aber mach das mal mit einer Windschutzscheibe. Die letzte Aussage der Werkstatt war Ende November, dass sie fertig sind. Es ist zum Verzweifeln. Wir müssen alle Pläne umschmeißen, die Wale, die wir in Valdez beobachten wollten, sind schon weitergezogen.
Nun hieß es wieder umziehen. Nachdem uns Anfang Oktober Tigre gut gefallen hat, suchten wir hier eine Bleibe. Wir fanden ein Apartment mit schönem Balkon, wir konnten immer draußen Essen und was noch war – auf dem Dach ist ein Swimmingpool – den wir jeden Morgen nutzten. Für meinen Laptop fand ich auch einen Fachmann, der alles neu aufsetzte z.T. in Englisch und in Deutsch, damit komme ich klar.
Und jetzt kam am 23.11. eine Nachricht von der Werkstatt, wir können das Auto am Freitag, 25.11. abholen.
Nach der langen Wartezeit sind wir uns aufgewühlt in die Arme gefallen. Die letzten gemeinsamen Emotionen, wo wir uns weinend umarmten war auf unserer Tour in Nepal als wir den Pass Thorong La, der Annapurna Umrundung auf 5416 m erreichten.
Jetzt hieß es schnell Geld besorgen bei Western Union, dabei stellten wir fest, dass der Kurs gesunken ist und wir für dieselben Pesos, wie vor 6 Wochen um einiges weniger bezahlen müssen, auch nicht schlecht.
Übrigens für uns sind die Lebensunterhaltungskosten sehr gering. Wir brauchen etwas mehr als die Hälte des Haushaltsgeldes wie zu Hause. Und was wir in den Nachrichten sehen, steigt es in Deutschland enorm an.
Blog 3) September 2022 - Argentinien
Wir fahren nördlich in die Region Entre Rios, sie liegt zwischen dem Rio Uruguay und dem Rio Paraná. Die Landschaft verändert sich, sie wird hügeliger, man sieht mehr Wald und die Viehweiden sind viel weiter zurückgesetzt als in Uruguay.
Wir kamen in die Kleinstadt Mercedes und bemerkten, dass unsere Klimaanlage nicht richtig funktioniert. Das wollten wir gleich beheben lassen, bevor es im Norden zu warm wird. Wir fanden auch gleich eine Werkstatt, wieder ein Familienbetrieb und sie machten sich gleich sehr professionell an die Arbeit. Sie stellten fest, dass durch einen schleichenden Prozess das Gas entweicht. Zur Mittagszeit organisierte einer der Söhne Pasta mit Käse und Salat und wir wurden dazu eingeladen.
Die Konversation war holprig, aber mit der Übersetzungs-App, etwas Spanisch und ein wenig Englisch ihrerseits kamen wir doch klar. Und die Arbeit war dann am frühen Nachmittag erledigt.
Jetzt wollten wir uns um SIM-Karten für die Handys kümmern und Geld abheben bei Western Union. Aber es war Siesta bis 17 Uhr, unser Elan wurde gestoppt. Zum Geldwechseln muss ich erklären, dass das Abheben bei einem Geldautomaten sehr sehr ungünstig ist. Wenn man mit US Dollar oder einer Geldanweisung durch die eigene Kreditkarte bei Western Union tauscht bekommt man das Doppelte. Man nennt es hier Dollar Blue (nicht Schwarzgeld) und ist legal.
Wir wollten zu den Sümpfen von Iberá. Es war mittlerweile Abend und wir fanden einen ruhigen Stellplatz vor einer Estancia.
Am nächsten Morgen kam der Besitzer vorbei - Lilo, ein Deutsch/Italiener, der mit einer Argentinierin verheiratet ist und schon über 30 Jahre hier lebt. Er hat Südamerika mit dem Motorrad bereist und es gefällt ihm mit Reisenden zu reden. Er meinte zum Schluss, falls wir Hilfe brauchen, wir können uns immer an ihn wenden.
Da wussten wir noch nicht, wie oft wir ihn in Anspruch nehmen mussten.
Wir fuhren zum Sumpfgebiet Esteros del Iberá. Es sind 120 km, davon über 60 km üble Piste.
Schon auf der Hinfahrt sahen wir unsere ersten Capybaras – Wasserschweine. Sie gehören zur Familie der Meerschweinchen und sind die größten Nagetiere. Für den nächsten Tag organisierten wir eine Bootsfahrt durch die Sümpfe. Hier wachsen 1400 Pflanzenarten, leben 350 Vogel- und 125 Fischarten, viele Reptilien und Säugetiere. Wir kamen den Kaimanen ganz nah, sie können bis zu 2,50 m lang werden, auch Sumpfhirsche sahen wir, natürlich die Capybaras und viele Vögel.
Am Abend gingen wir ins Dorf Carlos Pellegrini, wo wir bei einem Gaucho und seiner Frau zu Abend essen konnten.
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich auf die andere Seite der Sümpfe fahren, stellten aber fest, dass die Schublade mit dem Waschbecken in der Nasszelle sich nicht mehr schließen lässt. Manfred versuchte es zu reparieren, aber es gelang ihm nicht. Er meinte, Lilo weiß bestimmt einen Schreiner in Mercedes, der das nötige Werkzeug hat. Also zurück zur Estancia, Lilo stellte sofort einen Kontakt mit Luis her. Der sympathische Mann hatte anscheinend nichts anderes zu tun, als uns zu helfen. Manfred und Luis machten sich sofort an die Arbeit. Es musste alles ausgebaut werden, da eine Schraube in der Führungsschiene hing. Es dauerte den ganzen Nachmittag bis die Schublade wieder eingebaut war.
Lilo lud uns zu sich auf die Estancia ein. Bei einem Glas Whisky gab es viel zu erzählen, aber in Englisch, da er nur als Kind in Deutschland war. Er hat sich auf die Zucht von Hochleistungsrindern spezialisiert, es sind prachtvolle Tiere und er betreibt eine Forstwirtschaft. Geschlafen haben wir aber im Hobo.
Dann sollte es weitergehen über Corrientes zum Nationalpark Talampaya. 160 km nach Corrientes passierte es auf der Schnellstraße. Durch einen gewaltigen Rückstoß, verursacht durch einen Lkw, flog unsere Motorhaube hoch und knallte gegen die Windschutzscheibe.
Ich kann es nicht in Worte fassen, was wir gefühlt haben. Rechts ran und erstmals durchatmen.
Wieder war Lilo unser Joker. Ich rief ihn an und er machte sich sofort daran Werkstätten ausfindig zu machen, die eine Windschutzscheibe anfertigen können für unseren Bremach. Ansonsten müssten wir eine aus Österreich kommen lassen. Wir hatten drei Firmen zur Auswahl. Wir entschieden uns für Buenos Aires, falls es nicht klappt, sind wir nahe am Flughafen. Die schlechte Nachricht von Lilo ignorierten wir, dass es zwischen 30 und 60 Tagen dauern kann (das wollten wir gar nicht hören).
Also 1000 km zurück nach Buenos Aires. Wir machten einen Stopp bei Lilo, bekamen von seiner Frau Vicky einen Kaffee und gute Worte. Auf der Weiterfahrt kamen wir in die Nacht und es fing zu Regnen an. Es war sehr anstrengend für Manfred bei Nacht, Regen und der kaputten Scheibe zu fahren. Wir übernachteten an einer großen Tankstelle. Am nächsten Tag waren wir auch bis zum Spätnachmittag auf der Autobahn und in BA war es kein Spaß bei der Rush Hour zu fahren.
Die kleine Firma war wieder ein Familienbetrieb: Vater, Sohn und Tochter schmeißen den Laden. Es dauerte bis alles geklärt war, der Hobo kam in die Werkstatt und der Schwiegersohn brachte uns zu einem Hotel.
Für den nächsten Tag organisierte ich ein Apartment in U-Bahn-Nähe. Wir packten das Nötigste zusammen und wurden wieder vom Schwiegersohn zum Apartment gebracht. Wir sind im Stadtteil Palermo, über eine Stunde Fahrzeit vom Hobo entfernt.
Jetzt ist erst einmal der Kopf leer – wir müssen uns neu organisieren.
Blog 2) September 2022 - Uruguay
Von Buenos Aires fuhren wir mit einer Fähre über den Rio de la Plata, das dauert immerhin über 1 Stunde und wir waren in Uruguay. Wir kamen in der ältesten Stadt des Landes an: Colonia del Sacramento. Die Stadt ist geprägt von kleinen Häusern im Kolonialstil. Allerdings hatte der Ort auf uns nicht die Faszination ausgeübt, wie er im Reiseführer beschrieben war. Es waren kaum Touristen zu der Zeit da, vielleicht hat deswegen die Stimmung gefehlt, wir blieben auch nur eine Nacht.
Weiter ging’s mit dem Bus 2 ½ Std. nach Montevideo. Auch hier waren wir in der Altstadt nahe dem Hafen untergebracht, damit wir kurze Wege zu unserem Hobo hatten.
Es war wieder Sonntag und -Flohmarkt- ! Ein ganzes Viertel – mehrere Straßenzüge – nur Flohmarkt. Es war zwar saukalt, aber schön anzuschauen. Man hat auch hier den Eindruck, die ganze Stadt ist auf den Beinen.
Als nächstes genossen wir einen Ausblick über die Stadt im Palacio Municipal. Im 22. Stockwerk gibt es eine Panoramaterrasse und die wichtigsten Gebäude werden beschrieben.
Man sagt Uruguay ist die Schweiz Südamerikas – das können wir nur anhand der Preise bestätigen, es ist alles sehr teuer.
Wir gingen im Zentrum über einen großen Platz und hörten Tangomusik aus einem Lautsprecher und rundum saßen schon ältere Herrschaften parat, z.T. eingewickelt in Decken. Dann fingen die ersten zum Tanzen an und bald waren es 5-6 Paare, die sich im Tangoschritt wiegten – herrlich, immer noch saukalt, aber sie hatten ihr Vergnügen am Sonntag Nachmittag.
Am Montag hatten wir viel zu erledigen zuerst die Immigration um das Einreisepapier fürs Auto zu bekommen, dann zum Agenten Eduardo, der die weiteren Papiere für uns anfordern muss. Für das Frachtschiff muss noch das Bill of Landing beglichen werden. Das Weitere verzögerte sich, da unsere Container-Partner -Buddy- genannt noch nicht angekommen sind. Und solange kann Eduardo die Papiere für den Zoll nicht einreichen. Die Beiden Paulette und Anias sollen am Mittwoch Vormittag ankommen.
Dann brauchten wir noch eine Kraftfahrzeugversicherung. Es gab Missverständnisse, wegen Unwissenheit. Wir wurden durch die ganze Stadt geschickt (wir fuhren mit Uber-Taxi) um dann zu erfahren, dass man diese Versicherung nicht mehr für die Mercosur-Staaten (Argentinien, Uruguay, Brasilien, Paraguay) abschließen kann. Also zu einer anderen Versicherung, die wenigstens Uruguay versichert, damit wir das Auto aus dem Hafen bekommen.
Dann ließen wir erst langsam die Stadt auf uns wirken. Wochentags ist natürlich Leben in der Stadt und man bekommt einen völlig anderen Eindruck. Dann sahen wir durch Zufall im Zentrum den Namen der Versicherung, die wir favorisiert hatten, gingen ins Büro und siehe da, man bekommt doch eine langfristige Autoversicherung für die Mercosur-Staaten. Am Vortag hatte der Mitarbeiter vom anderen Büro am Ende der Stadt, keine Lust uns eine Versicherung zu verkaufen. Er war auch gefrustet, da er kein Englisch sprach und alles von einem Kollegen übersetzen lassen musste.
Am nächsten Vormittag landeten Paulette und Anias, aus Wien, in Montevideo. Es war für sie ein Gehetze ihre Papiere zu erledigen. Am Abend gingen wir gemeinsam zum Essen.
Jetzt heißt es warten bis das Freizeichen von Eduardo kommt. Da schlechtes Wetter war, beschlossen wir Museumsbesuche. Das erste war ein Museum der Indigenen auf über 3 Stockwerken. Leider war alles nur in Spanisch erklärt und so bekamen wir nicht allzu viele Informationen. Das zweite Museum war dann ein Highlight das Museo Andes 1972. Bestimmt erinnern sich noch viele an den Flugzeugabsturz in den Anden, wo von den überwiegend 45 jungen Menschen an Bord, 16 junge Männer überlebt haben. Sie wurden nach 72 Tagen unendlichen Leides auf einer Höhe von 4000 m gerettet.
Der Museums-Leiter spricht perfekt Deutsch, er ist dänischer Abstammung und seine Familie lebt in der 6. Generation in Uruguay. Er gibt uns eine Einführung in einen interessanten Film, der dieses Unglück dokumentierte. Er kann fantastisch und augenscheinlich erzählen.
Dann kam die Erlösende Info von Eduardo, wir können am nächsten Tag in den Hafen und die Autos aus dem Container befreien!
Es wurde dann doch später Nachmittag bis wir endlich Hobo und Hannibal hatten. Dann erhielten wir erst das wichtige Zollpapier und konnten starten.
Die erste Fahrt war zu einem Supermarkt um die wichtigsten frischen Lebensmittel zu kaufen. Von zu Hause hatten wir genügend Grundnahrungsmittel sprich: Nudeln, Reis, Dosen-Tomaten, -Bohnen, etc. an Bord. Unser erstes Ziel war eine Campsite UY Storage, zugleich Werkstatt und Unterstellplatz von 3 deutschen Brüdern. Es ging Richtung Osten. Es war schon dunkel und in einem fremden Land wollen wir eigentlich nie in der Dunkelheit fahren. Als wir glücklich ankamen waren Paulette und Anias schon da. Auf dem Platz waren 3 große MAN und ein Landcruiser, nur noch ein kurzes Hallo und wir verzogen uns ins Auto.
Am nächsten Tag machten wir uns alle bekannt. Ein deutsches Paar Guddy und Dieter, die seit vielen Jahren in Südafrika Stellenbosh leben, Thomas ein Deutscher, der schon lange Zeit in Namibia lebt und dort eine Reiseagentur hat. Wir stellten fest, dass wir uns in Namibia schon mal begegnet sind. Der dritte MAN gehört einem deutschen Paar Rosel und Gerhad, die schon die ganze Welt bereist haben und sich erst in späteren Jahren diesen Truck zugelegt haben. Dann ein deutsches Paar Dunja und Rainer mit einem Landcruiser, die wir durch Zufall auf ihrer Website begleitet hatten. Da gab es natürlich viel zu erzählen.
In einem Dorf in der Nähe konnten wir unsere Gasflaschen füllen lassen, diese mussten für die Überfahrt leer sein. Dann fanden wir gleich noch einen hübschen Markt und ein nettes Café.
Wir blieben noch einen weiteren Tag auf der Campsite, am Abend saß die ganze Community am Lagerfeuer zusammen, bis es trotz Feuer zu kalt wurde und wir im warmen Hobo verschwanden.
Aufbruch am nächsten Tag ans Meer nach Atlantida zum Adlerhaus – Casa del Aguila. Vor langer Zeit verliebte sich ein Italiener in das Land um Atlantida und baute für sich als Rückzugsort das Adlerhaus. Die Adleraugen sind Fenster und bieten einen einzigartigen Blick auf den Strand. Weiter ging’s nach Punta Ballena, der Ort erstreckt sich als Landzunge in den Rio de la Plata. In Punta del Este, einem Nobel-Badeort von Uruguay, mussten wir als erstes La Mano fotografieren – die übergroßen Finger einer Hand im Sand. Punta del Este ist zugebaut mit hohen Ferienhäusern. Wir erfuhren, dass reiche Brasilianer und Argentinier hier ihre Feriendomizile haben. Die Argentinier bringen lieber ihr Geld außer Landes, die Inflation ist zu hoch.
Die ganze Küste ist ein herrlicher Sandstrand, wie wir ihn bisher kaum gesehen haben. Da es zu dieser Zeit viel zu kalt ist (es ist noch Winter) sind wir fast alleine am Strand entlang spaziert. Einmal konnten wir vom Ufer aus Wale sehen.
Immer weiter in den Osten bis Chuy – die Grenzstadt zu Brasilien. Die Hauptstraße ist die Grenze. Auf brasilianischer Seite konnten wir billig tanken und einkaufen.
Wir besuchten die Festung Fuerte de San Miguel, sie wurde vor 300 Jahren von den Spaniern erbaut. Die spanische Kolonialmacht versuchte ihre Position in der Region zu festigen gegen die Ureinwohner und die anderen Kolonialmächte, besonders Portugal.
Dann endlich der erste Nationalpark: Quebrada de los Cuevos – Schlucht der Raben. Unsere erste Wanderung war im Nieselregen. Aber das hielt uns nicht ab. Endlich sahen wir mal keine Weideflächen voller Kühe. Die Landschaft ist hügelig, es geht zu einem Fluss hinunter mit Wasserfall. Am Abend waren wir bis auf die Haut nass – egal – im Hobo wird eingeheizt und alles trocknet wieder. Schon der nächste Tag brachte Sonnenschein – ab in die Raben-Schlucht, es ging sehr steinig bergauf und bergab. Eine schöne Vegetation, Orchideen wachsen auf den Bäumen, auf einer Aussichtsplattform hat man einen tollen Blick ins Tal.
Weiter Richtung Tacuarembo, wir kreuzten den Rio Negro.
Es war Sonntag und wir fanden in einem Park am See einen schönen Stellplatz. Am Wochenende kommen die Angler und Spaziergänger mit ihren Hunden. Junge Leute machen Picknick – und wir schauen dem Treiben zu.
Plötzlich ein großer Krach und der vordere rechte Hydraulikzylinder knallte runter. Die offene Kabinentür hielt die Kabine oben und verhinderte Schlimmeres. Manfred machte sich auf und suchte ein passendes Stück Holz um die Seite abzustützen. Wir sprachen ein Paar an, ob sie eine gute Werkstatt wüssten, wegen der Hydraulik. Sie waren sofort hilfsbereit und fuhren mit uns am „Sonntag Nachmittag“ zu einem befreundeten Mechaniker. Mit ihm verabredeten wir für den Montag einen Termin in seiner Werkstatt – uff.
Das Ehepaar brachte uns wieder zum Hobo zurück – die Gedanken kreisten, wir hatten keine gute Nacht.
Am nächsten Morgen waren wir zeitig in der Werkstatt und konnten gleich in die Halle fahren. Es war ein kleiner Familienbetrieb und der Chef Gustavo machte sich an die Arbeit – er ist Allrounder. Wir räumen das Auto aus, die Werkstatt stand voll mit unserem Zeug, nur mit der Übersetzungs-App war es möglich zu kommunizieren. Nach einiger Zeit, Öl wurde schon besorgt, startete der erste Versuch. Es waren noch 2 cm zu wenig gehoben. Der Zylinder musste ganz ausgebaut werden. Wieder einbauen – es funktionierte – große Freude auf allen Seiten. Es waren 5 Stunden vergangen und wir konnten wieder starten.
Das war übrigens der Beginn unserer „Werkstatt-Serie“ es kommt noch dicker.
Weiter in den Norden zum Nationalpark Valle del Lunajero. Der Park wird ökologisch bewirtschaftet und Frauen fertigen aus Schafwolle Textilien an. Es sind nur Schotterpisten und eine Flussdurchquerung ohne Probleme. Es gibt hier 100 Vogelarten, den ein oder anderen uns unbekannten erspähten wir.
Artigas, wieder eine Grenzstadt zu Brasilien, war unsere letzte Station in Uruguay. In Salto - der Grenze zu Argentinien, füllten wir die letzten uruguayischen Pesos in den Tank. Zuvor aber noch alle frischen Lebensmittel in eine Metallkiste auf dem Dach verstecken. Man darf nichts Frisches über die Grenze bringen. Was allerdings hier niemanden interessierte. Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt, wir bekamen ein Visum für 3 Monate, auch das Auto darf nur 3 Monate im Land bleiben.
Argentinien hat uns wieder, diesmal mit dem Hobo.
Blog 1) August 2022 - Buenos Aires
Nun sind wir schon über 7 Wochen in Südamerika.
Wir flogen nach Buenos Aires, nahmen uns ein Hotelzimmer und erkundeten die Stadt. Wir brauchten bestimmt 2 Tage um ein Gefühl für diese Stadt zu bekommen. Im Zentrum leben 3 Mio. Menschen und der Großraum hat immerhin 15 Mio. Wir hatten ein Zimmer in der Altstadt und bewegten uns nur im inneren Zirkel. Die verschiedenen Stadtviertel erkundeten wir überwiegend zu Fuß, aber wir nutzten auch die U-Bahn, Stadtbusse und Uber-Taxis. Jedes Stadtviertel hat seine eigene unverwechselbare Identität. Am Sonntag war Straßen- und Flohmarkt in San Telmo, wir ließen uns durch die Straßen treiben und schauten begeistert den Portenos (den Hauptstädtern) zu. In diesem Viertel kann man auch Tangotänzer bewundern. Die Krönung war die Markthalle von San Telmo, neben herrlichen Obst- und Gemüseständen, findet man überwiegend große Grillstände, die von Fleisch und Würsten nur so strotzen. Auch wir fanden nach langem Warten einen Platz an der Theke vor einem Grill.
Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit Sehenswürdigkeiten. Natürlich besuchten wir den Arbeitsplatz des früheren Erzbischofs von B.A. Jorge Mario Bergoglio - eine wunderschöne Kathedrale mit mehreren Orgeln.
Wir schlenderten am Rio de la Plate entlang, bestaunten die Yachten und 2 Museumsschiffe. In La Boca einem alten Hafenviertel, wo Diego Maradona seine Karriere begann, gibt es die farbigsten Häuserfronten, zum Vergnügen der Touristen wird Tango getanzt und schon ist man dabei. Im Viertel Recoleta bauten sich Wohlhabende ihre Häuser, als Argentinien noch zu den reichsten Ländern der Erde gehörte. So sieht es hier auch aus, von Krise ist hier nichts zu spüren. Selbst der Friedhof entspricht dem Viertel, mit monumentalen Mausoleen wird der Reichtum ausgestellt. Das Grab der unvergessenen Evita Peron wird noch immer von ihren Verehrern mit Blumen geschmückt.
Einen Besuch mit Führung war auch das Teatro Colon wert. Es zählt zu den bekanntesten Opernbühnen der Welt. Es bietet 2500 Sitzplätze und 500 Stehplätze.
Auf der Plaza de Mayo treffen sich noch jeden Donnerstag die Madres de Plaza de Mayo, die bekannteste Menschenrechtsgruppe Argentiniens, seit der Hochphase der Militärdiktatur. Die Frauen prangern das Verschwinden ihrer Kinder und Ehegatten an.
Später werden wir noch mehr von Buenos Aires berichten.